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1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 39

1895 - Straßburg : Heitz
39 § 13. Kirchliche Merhcittnisse, Wc>htthätigkeits- Anttcllten. A. In kirchlicher Beziehuu g scheidet sich die Bevölkerung Elsaß-Lothringens in Christen katholischen und protestantischen Bekenntnisses und in Israeliten. Im Jahre 1890 zählte man 1,227,225 Katholiken (ca. 76,5 oj0); 337,476 Protestanten (ca. 21 oj0); 34,645 Israeliten (ca. 2,1 o|0) und außerdem noch 3757 Angehörige anderer Konsessionen, sowie Kon- sessionslose (ca. s>,3 o/o). Die Oberhäupter der k a t h o l i s ch e n K i r ch e sind die Bischöfe von Straßburg und Metz, welche früher dem Erzbischose vou Bsaneon untergeordnet waren. Seit 1874 stehen sie unter keiner erzbischöflichen Jurisdiktion: auch erstrecken sich ihre Diözesen nicht mehr, wie früher, über die Landesgrenze hinaus. Die oberste Behörde der ev a nge lisch e u Kirch e Augsburgischer Konsession ist das Ober-Konsistorinm und das Direktorium in Straßburg. - Sämtliche Kirchen werden eingeteilt in 7 Jnspek- tionen(Straßburg-Neue Kirche, Straßburg-St. Thomas, Straßbnrg - St. Wilhelm, Buchsweiler, Lützelstein, Weißenburg und Colmar) und 39 Konsistorien. Die Reformierten sind in fünf Konsistorial- kirchen eingeteilt (Straßburg, Bischweier, Markirch, Mülhausen und Metz). Der israelitische Gottesdienst wird dnrch drei Konsistorial-Synagogen und drei Ober-Rabbinate, die

2. Theil 3 - S. 36

1880 - Stuttgart : Heitz
Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Während dieser Unterhandlungen setzte Kaiser Karl durch, daß die Deutschen seinen einzigen Bruder, Ferdinand, einen guten, friedliebenden Mann, zum römischen König erwählten, damit noch einer da sei, der in des Kaisers Abwesenheit die Ordnung in Deutschland handhabte. Nur der Kurfürst von Sachsen wollte ihm seine Stimme nicht geben, was ihm der Kaiser nicht vergaß. Ueberhaupt wurde Kaiser Karl auf die Evangelischen jetzt immer erbitterter, besonders da sie gleich darauf, noch in demselben Jahre (1531) wirklich den schmalkaldischen Bund miteinander abschlössen. Sechs Fürsten, zwei Grafen und 11 Städte unterschrieben. Auch die Secte der Reformirten, oder, wre sie damals noch hießen, Zwinglianer, wünschten dazu zu treten, und ihr Beitritt hätte den Bund bedeutend verstärkt; aber gleich erhoben sich mehrere unduldsame Stimmen, die erklärten, mit ihnen müsse man sich nicht einlassen, weil sie in einigen (unwesentlichen) Punkten von der augsburgischeu Consession abwichen. Die Häupter des Bundes waren der Kurfürst von Sachsen und der Landgras von Hessen. Dieser, ein feuriger, für seine Religion warm fühlender Mann, hätte gern gleich mit dem Schwerte dareingeschlagen; aber dazu war der träge Kurfürst von Sachsen, Johann Friedrich (Johann der Standhafte, sein Vater, war bald nach dem schmalkaldischen Bund [1532] gestorben), nicht zu bringen. Das gegenseitige Mißtrauen zwischen Katholiken und Protestanten war aber schon so groß, daß jeder Unbefangene wohl einsah, es könnte nicht lange so bleiben und würde endlich zum Kriege kommen. Das ist leider auch geschehen, aber erst im Jahre 1546. So widerwärtig und unchristlich auch die Abneigung war, welche die Lutheraner und Zwinglianer gegeneinander zeigten, so fehlte es doch nicht an Versuchen verständiger Männer, eine Einigung zu Stande zu bringen. Der Landgraf von Hessen, Philipp, bewirkte, daß die Häupter beider Parteien, Luther, Melanch-thon, Zwingli und andere (1529) auf dem Schlosse in Marburg zu einem Religionsgespräch zusammenkamen und sich freundlich besprachen (s. unten Nr. 91). Sie einigten sich zwar nicht, versprachen sich aber doch beim Abschiede, einander brüderlich zu lieben. Endlich schien es wirklich, als wenn es dem edlen Melanch-thon gelingen sollte, beide Richtungen zu einigen. Er setzte eine Schrift auf, die man die Wittenberger Eoncordienformel nannte und in der er jedes Wort so vorsichtig abgewogen hatte,

3. Theil 3 - S. 50

1880 - Stuttgart : Heitz
Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. zwang ihn auch, in einem Vertrage in Passau (1552), den Evangelischen dieselbe Gerechtigkeit vor dem Reich skammergenchte zu bewilligen, welche die Katholiken bisher allein genossen hatten, und einen Reichstag zu verheißen, aus welchem endlich einmal he Religionszwistigkeiten ausgeglichen werden sollten. Das geschah auch 1555 in Augsburg, wo der sogenannte Religionsfriede geschlossen wurde. Darin erhielten die Protestanten im ganzen Reiche freie Religionsübung. Weder sie noch die Katholiken sollten einander zum Uebertritte zu verleiten suchen. Kein Landesherr sollte seine Unterthanen zu einer andern Religion zwingen wollen, sondern ihnen das Auswandern erlauben. Wie sauer wurde es nicht unsern Vorfahren gemacht, das zu erringen, dessen wir uns jetzt so ungestört zu erfteueu haben: die Freiheit, nach unserer Ueberzeugung Gott und Jesus zu verehren! Der tapfere Moritz erlebte diesen Religionsftieden leider nicht mehr. Ein wilder Mensch, der Markgraf Albrecht von Brandenburg, hatte schon lange in Deutschland vielen Unfug getrieben, war bald diesem, bald jenem Fürsten ins Land gefallen und hatte auf eigene Hand Krieg geführt. Dem Unwesen mußte endlich gesteuert werden. Moritz ging mit dem alten Herzoge von Braunschweig, Heinrich, aus ihn los und traf ihn in der lnneburger Haide, beim Dorfe Sievershausen (1553). Schnell griff er ihn an und warf ihn nach einem hartnäckigem Kampfe m die Flucht. Aber der Sieg war theuer erkauft worden. Bald nach dem Anfange der Schlacht wurde dem Herzog Heinrich, einem tapfern, aber rohen Krieger, gemeldet, daß sem trefflicher Sohn, ein kräftiger Mann von 31 Jahren, schwer verwundet sei. ^er alte Mann bezwang seinen Schmerz und sprach mit erkünstelter Fassung: „Gut! so muß man dem Jungen das Gelbe vom Schnabel wischen." Aber bald kam ein zweiter Bote mit der Nachricht, auch sein ältester Sohn sei entseelt. „Das ist zu viel!"nef er aus und die Thränen stürzten ihm aus den Augen. Mit der Wuth der Verzweiflung stürzte er sich in den Feind, den Tod suchend aber nicht findend. Dabei traf ihn der dritte Schlag: auch Kurfürst Moritz sei verwundet. Eben war der Sieg entschieden worden, da wurde Moritz von hinten von einer Kugel erreicht, die ihm m die Eingeweide fuhr. Man hob ihn vom Pferde und lehnte ihn an eine Weide, von wo er noch den nahestehenden Soldaten zurief die Feinde nachdrücklich zu verfolgen. Jetzt kam der alte kummerbelastete Heinrich. Beim Anblicke des verwundeten Freundes

4. Theil 3 - S. 174

1880 - Stuttgart : Heitz
Zweite Periode. Von dem Ausbruche des Dreißigjährigen Krieges bis zu Friedrich des Großen Thronbesteigung, \6\8—\7w. 99. Der Dreißigjährige Krieg, 1618—48. 1. borfälle in Prag. Zwar war auf dem Reichstage zu Augsburg 1555 der Religionsfriede geschloffen worden; aber es fehlte noch sehr viel, daß Deutschland beruhigt gewesen wäre. Die Katholischen und Evangelischen drückten einander, wo diese oder jene die Stärkeren waren, so viel sie' nur konnten. Keine Partei traute der andern, weil jede Partei wußte, daß die andre, gleich ihr selbst, in unversöhnter Gesinnung beharrte und über den Frieden hinaus zu kommen strebte. So standen sie argwöhnisch ein halbes Jahrhundert einander gegenüber, die Hand ans Schwert gelegt. Nach Karls V. Tode war, wie schon erzählt ist, Ferdinand I. Kaiser geworden, ein friedliebender Herr, der den Protestanten nichts in den Weg legte, weil er ihre Hülfe gegen die Türken beständig nöthig hatte. Duldsamer war, wie wir wissen, sein Sohn Maximilian Ii., der ihm als Kaiser folgte und gar den östreichischen Gutsbesitzern erlaubte, auf ihren Schlössern evangelischen Gottesdienst zu halten. Wirklich hatte aber auch die neue Lehre so vielen Beifall in den östreichischen Ländern gefunden, daß die evangelischen Kirchen stets vollgefüllt waren, und daß man berechnen konnte, daß, wenn es so weiter ginge, in kurzer Zeit die katholische Lehre aus ganz Deutschland verbannt sein würde. Unter diesen Umständen starb der gute Maximilian und hinterließ mehrere

5. Theil 3 - S. 175

1880 - Stuttgart : Heitz
Union. Liga. 175 Söhne, von denen der älteste, Rudolph Ii., Kaiser wurde. Auch er war ein ganz guter Mann, aber wie schon oben gesagt ist, ein höchst erbärmlicher Kaiser, ohne alle Kraft und Entschlossenheit, furchtsam und peinlich. Das bezeigte er besonders gegen die Böhmen, in deren Lande, in Prag, er zu wohnen pflegte. Es ist bekannt, welchen Beifall Hnßens Lehre in Böhmen gefunden hatte; kein Wunder, daß auch die lutherische bald willig ausgenommen wurde, und daß säst das ganze Land sich dafür erklärte. Aber Rudolph war ganz in den Händen der Jesuiten, die unaufhörlich in ihn drangen, diesen Unfug nicht zu dulden. Er gab daher einen Befehl, daß der Gottesdienst der böhmischen Brüder — so nannten sich hier die Evangelischen — verboten sein sollte. Das brachte das ganze Volk der Böhmen in Harnisch. Erst baten sie den Kaiser um Abstellung, dann drohten sie und endlich halfen sie sich selbst, indem sie sich das Wort gaben, so lange dem Kaiser keine Dienste zu erweisen, bis er ihnen Religionsfreiheit gäbe. Das schlug durch; er unterzeichnete, obgleich mit schwerem Herzen, den sogenannten Majestätsb rief, durch welchen sie gleiche Rechte mit den Katholischen und'auch die Erlaubniß erhielten, neue Kirchen und Schulen anzulegen (1609). Einen eben solchen Majestätsbrief mußte Rudolph auch den Ober- und Niederschlesiern geben. Die Seele der böhmischen Stände war der Graf Heinrich Matthias von Thnrn. Um dieselbe Zeit — es war 1608 und 1609 — traten viele evangelische Fürsten in Deutschland in ein Bündniß zusammen, welches sie die Union nannten. Denn die katholischen Stände thaten immer feindseligere Schritte und suchten ihren Glauben in ihren Ländern mit Gewalt allgemein zu machen, ja Kaiser Rudolph weigerte sich sogar auf einem Reichstage zu Regensburg (1608), den augsburgischen Religionsfrieden zu bestätigen. In jener Union versprachen sich die Protestanten gegenseitig Beistand, wenn sie angegriffen würden. Da an der Spitze dieser Union der calvinische Kurfürst von der Pfalz stand, trat ihr der Kurfürst von Sachsen nicht bei und auch andere protestantische Stände blieben fern. Um so gewaltiger erhob sich der katholische Gegenbund, der die Liga hieß*) und dessen Haupt Herzog Maximilian von Bettern wurde, ein überaus thätiger, besonnener und dem katholischen Glau- *) Die Liga bestand aus den zehn mächtigsten geistlichen Fürsten und Maximilian von Baiern.

6. Theil 3 - S. 176

1880 - Stuttgart : Heitz
176 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. den eifrig ergebener Mann. Wie viel ließ sich nicht von diesen beiden Verbindmtgen fürchten, die sich mit so feindlichen und eifersüchtigen Angen ansahen! Wahrlich, es fehlte nur an einem Funken, um den vorräthigen Zunder der Feindschaft zur Kriegsflamme anzufachen. Kaiser Rudolph hatte einen Bruder, Matthias, mit dem er sich nie recht hatte vertragen können. Matthias hatte mit Unwillen gesehen, wie verkehrt sich Rudolph immer benahm, und ihm daher die Regierung von Ungarn, Oestreich und Mähren schon einige Jahre früher abgedrungen. Aber endlich veruneinigte er sich mit ihm gänzlich; denn Rudolph machte Miene, Böhmen und Schlesien, die einzigen Länder, welche ihm Matthias noch gelassen hatte, nicht ihm, sondern einem Better, den er besonders liebte, zu vermachen. Gleich machte sich Matthias nach Böhmen auf, feinem schwachen Bruder zuvorzukommen. Er erklärte diesem, er müsse ihm nun noch auch Böhmen und Schlesien bei seinem Leben abtreten. Rudolph sah sich von allen verlassen. Er mußte wohl einwilligen und erklärte, um der Sache doch einen guten Anstrich zu geben, daß er „aus brüderlicher Liebe" wünsche, daß Matthias zum Könige von Böhmen gekrönt würde, damit nicht nach seinem Tode Unruhen entständen. Nachdem er den verhaßten Vergleich (1611) unterschrieben hatte, zerstampfte er die Feder vor Aerger; denn er behielt nichts als den teeren Kaisertitel, eine kleine Pension und vier unbedeutende Herrschaften. Dann reiste Matthias wieder ab von Prag, ohne seinen unglücklichen Bruder auch nur einmal gesehen zu haben. Kein halbes Jahr daraus (1612) war Rudolph todt; gewiß hatte der Aerger sein Ende beschleunigt. Die Kurfürsten wählten nun Matthias zum Kaiser; aber er hat Mut Freude davon gehabt. Wie konnte es auch anders fein, da er sich durch die schlechte Behandlung seines Bruders so schwer versündigt hatte! Seine achtjährige Regierung (von 1612—19) war eine Kette von Aerger und Sorgen. Das Erste, was ihn sehr bekümmerte, war, daß die östreichischen Stände ganz gehorsamst, aber dringend das Recht begehrten, auch in Städten und Marktflecken ihre Religion zu üben und eben so wie die Katholiken zu Staatsämtern zu gelangen. Matthias war anfangs zum Nachgeben nicht geneigt, und sein Beichtvater, der Cardinal Clesel, ein arger Protestantenfeind, rief ihm immer zu, er möchte sich lieber alle Kirchen gewaltsam entreißen lassen, ehe er ihnen eine gutwillig abträte; aber die Stände erklärten geradezu, sie würden ihm nicht

7. Theil 3 - S. 178

1880 - Stuttgart : Heitz
178 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. auch allen Gewohnheiten erhalten will. Dazu helfe mir Gott und alle Heiligen." Und doch hat er nichts gehalten! ' Die evangelischen Unterthanen des Abts von Braunau (an der schlesischen Grenze) hatten angefangen, eine Kirche zu bauen; aber der Abt hatte einen Befehl ausgewirkt, daß der Bau gleich eingestellt werden sollte. Dasselbe geschah im Städtchen Klostergrab, unweit Teplitz, wo der Erzbischof von Prag, dem es gehörte, den Bau untersagte. Darüber beschwerten sich die Stände beim Kaiser und beriefen sich auf den Majestätsbrief.' Der Kaiser erklärte, er halte das Begehren der Stände nicht für billig, weil wohl die Stände jenes Recht hätten, nicht aber die Unterthanen geistlicher Herren, und sie möchten ihn mit solchen Klagen verschonen. Der Bau wurde indessen fortgesetzt und die Kirche vollendet. Nun aber ließ der Erzbischof die Kirche in Klostergrab niederreißen und der Abt die von Braunau verschließen, und als die Bürger sich nicht fügen wollten und Abgeordnete nach Prag schickten, wurden diese ins Gefängniß geworfen. Darüber entstand nun unter den Evangelischen in ganz Böhmen eine große Bewegung. Graf Thurn, ein unruhiger Kopf, erhitzte durch lebhafte Reden die Gemüther noch mehr und berief im März Abgeordnete der Stände aus allen Theilen des Landes nach Prag. Hier wurde eine Bittschrift an den Kaiser selbst und eine andere an den kaiserlichen Statthalter in Prag aufgesetzt und beschlossen, sich um die Zeit, wenn die Antwort eingelaufen sein könnte, d. i. im Mai, wieder zu versammeln. Am 22. Mai 1618 kamen sie wieder zusammen und wurden nach dem Schlosse gerufen, wo ihnen die Statthalter die Antwort des Kaisers, die aber nicht an die Stände, sondern an jene gerichtet war, vorlasen. Sie war äußerst scharf. Es hieß darin: „Se. Maj. habe die Schließung der evangelischen Kirche in Braunau und die Niederreißung der zu Klostergrab befohlen; die Stände griffen immer weiter um sich und mißbrauchten seine Güte, sie bestärkten fremde Unterthanen in ihrem Ungehorsam; er werde das Nähere untersuchen und dann sich gegen einen jeden nach seinem Verdienste verhalten." Alle zeigten den. lebhaftesten Unwillen über dies Schreiben. „Nun sehen wir wohl," hieß es, „daß man uns die freie Uebung unserer Religion entreißen und die Angesehensten unter uns als Unruhestifter auf die Seite schaffen will." Aber noch größer wurde der Zorn, als es verlautete, daß das kaiserliche Schreiben vom Kaiser blos unterschrieben, eigentlich aber von der Statthalterei verfaßt wäre. Diese Statthalter waren

8. Theil 3 - S. 77

1880 - Stuttgart : Heitz
Calvins Tod. 77 Wie unterschied sich aber die Lehre Luthers von der des Zwingli und des Calvin? Alle drei stimmten darin überein, daß kein menschliches Ansehen in Sachen der Religion, sondern allein die heilige Schrift entscheiden könne. Nur darin wichen sie ab, daß Luther sich an die Worte der Bibel buchstäblich hielt, Zwingli dagegen dieselben nach der Vernunft erklärte. Ferner ließ Luther viele äußere Gebräuche und Verzierungen der Gotteshäuser stehen; Zwingli dagegen schaffte alles Alte ab und duldete in den Kirchen keine Bilder, keine Altäre, kein Musik. Luther setzte fest, daß unter den Geistlichen einige die Vorgesetzten der andern feien, Zwingli verlangte eine völlige Gleichheit unter ihnen. Alle drei erkannten, daß die Obrigkeit in Sachen des Gottesdienstes eine Stimme habe, aber nicht in Gegenständen des Glaubens. Zwingli räumte ihr eine größere Gewalt ein als Luther und Calvin. Die Ansicht Luthers und Zwingli's vom Abendmahle ist schon erwähnt worden. Calvin ging von beiden darin ab, daß er meinte, Wein und Brot wären beim Abendmahle nicht bloße Zeichen des Blutes und Leibes Jesu, sondern die Gläubigen genössen den Leib und das Blut Jesu auf eine geistige Weise wirklich. — Auch hatte er eine eigene Ansicht von der sogenannten Gnadenwahl. „Der Mensch," sagte er, „kann vermöge der Erbsünde durchaus nichts Gutes wollen. Darum kann keiner selig werden als der, welchen Gott durch seine Gnade zu sich zieht. Dies findet aber nur bei einigen Menschen statt. Die guten Menschen sind von Gott zur Seligkeit, die bösen zur Ver-dammniß bestimmt, ohne daß wir wissen, warum er gerade diese oder jene auserwählt habe. Diese Gnade Gottes ist ganz frei und nimmt auf die Handlungen der Menschen gar keine Rücksicht." Die Kirche, welche nun Zwingli und Calvin durch ihre Lehre gründeten, wurde die reformirte genannt und fand vorzüglich in der Schweiz, in den Niederlanden, in Schottland, in einem Theile von Deutschland und auch in Frankreich Eingang, so grausam auch König Franz die Hugenotten, wie man hier die Reformisten nannte, verfolgte. *) *) Ueber den Ursprung des Namens curfiren verschiedene Ansichten. Die ersten Versammlungen der Calvinisten in Frankreich konnten nur des Nachts stattfinden und da dann dem Volksglauben zufolge der Geist des Königs Hugo nächtlich umging, sollen die nächtlichen Genossen nach ihm benannt worden sein. Wahrscheinlicher aber ist der Name auf die schweizerischen Eidgenossen „Eignots" zu beziehen, mit welchen die französischen Calvinisten ursprünglich zusammenhingen.

9. Theil 3 - S. 283

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl Xii. Krieg gegen Rußland und Polen. 283 Oder, so stark sie auch fluthete, und wurde am andern Ufer von einer Menge gemeiner Leute umringt, die ihn flehentlich baten, sich doch ihrer gegen die katholischen Mitbürger anzunehmen. Die evangelischen Schlesier wurden damals, trotz der Versicherung des Kaisers bei dem westfälischen Frieden, auf alle Weise von den Katholischen bedrückt. Ein alter grauköpfiger Schuhmacher drängte sich vor allen heran, faßte dem Pferde in die Zügel und sagte: „Gnädiger Herr! Gott sei und bleibe mit Ihnen. Aber lassen Sie sich doch durch unsere Thränen erweichen und denken Sie nicht allein an sich selbst, sondern auch an uns arme Leute und an unsern unterdrückten Glauben im Lande." Der König sagte wohl zehnmal: „Ja! Ja!" Aber der Schuster ließ ihn nicht eher los, bis er ihm die Hand darauf gab. Karl hielt auch sein Wort. Er setzte es bald darauf beim Kaiser Joseph durch, daß in der Altranstädter Convention den Evangelischen in Schlesien Aufhebung der religiösen Bedrückungen und Herausgabe der in einigen Landestheilen seit dem westfälischen Frieden widerrechtlich weggenommenen Kirchen zugesichert wurde, ja daß sogar sechs neue Kirchen erbaut werden durften, welche man Gnadenkirchen nannte (in Freistadt, Sagan, Hirschberg, Landshut, Militsch und Teschen). Karl brach nun (1706) in Sachsen ein und ließ bekannt machen, daß jeder ruhig in seinem Lande bleiben könne; niemandem solle etwas geschehen. So rückte er bis Altranstädt vor, einem Orte nicht weit von Lützen. Gleich den folgenden Tag ritt er nach dieser Stadt, um das Schlachtfeld zu besehen, wo sein großer Ahnherr vor 74 Jahren so ruhmvoll gefallen war. Mit Rührung betrachtete er die Stelle, wo ihn der Tod ereilt hatte, und sprach: „Wir haben allezeit gesucht, so wie König Gustav Adolph zu leben; vielleicht thut uns Gott die Gnade, und läßt uns auch auf die Art, wie ihn, sterben." Ob sein Wunsch erfüllt ward, wird die Folge lehren. — Dann wurde den schwedischen Soldaten vorgeschrieben, wie sie sich gegen die Einwohner zu verhalten hätten. Was sie verlangten, sollten sie baar bezahlen und sich aller Mißhandlungen bei Todesstrafe gänzlich enthalten. Auf diese Befehle wurde auch strenge gehalten. In einem Dorfe nahmen zwei Soldaten vom Leibregimente einem Bauer eine Schale mit dicker Milch und schlugen den Jungen, der sie daran hindern wollte. Karl ritt gerade vorbei und hörte den Lärm, erkundigte sich nach der Ursache und ließ beide loosen, wer von ihnen sterben sollte. Das Urtheil wurde auf der Stelle vollzogen. — Einige Tage darauf hatte ein Dragoner

10. Theil 3 - S. 133

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Iv. von Frankreich. 133 thun, daß er einsah, Frankreich würde nicht eher beruhigt werden, bis er wenigstens äußerlich wieder zur katholischen Kirche überträte; denn er und (Sonde hatten nach der Bartholomäusnacht zwar den katholischen Glauben annehmen müssen, waren aber bald wieder zur Partei der Hugenotten übergegangen. Jetzt glaubte er seinem Reiche das große Opfer bringen zu müssen, nahm öffentlich den katholischen Glauben wieder an, wurde aber erst ein Jahr darauf durch den Papst vom Banne losgesprochen. Das wirkte. Viele seiner Feinde schlugen sich nun zu ihm, und endlich hatte er auch die Freude, daß ihm Paris übergeben wurde (1594). Als er hier seinen Einzug hielt, sah er sich anfänglich ängstlich um; denn er wußte wohl, daß er noch von vielen Katholiken gehaßt wurde und daß man seinen Uebertritt nicht für aufrichtig ansah. Zum Glücke ging alles ruhig ab. Als das Volk ihm überall entgegenrief: „Es lebe der König!" sagte er: „Ich sehe wohl, daß das arme Volk lange in der Tyrannei gehalten worden ist." — Sein Zug ging zunächst nach der Notredamekirche. Hier war das Gedränge so arg, daß er fast hineingetragen wurde. Seine Soldaten wollten ihm Platz verschaffen. Er verbot es aber. „Ich will lieber," sagte er, „mehr Mühe haben, hineinzukommen, wenn sie mich nur recht bequem sehen können; denn sie scheinen recht hungrig darnach zu sein, einen König zu sehen." — Seine ärgsten Feindinnen, ein paar Damen aus dem Hause von Gnise, die Herzoginnen von Montpensier und Nemours, die alles von seiner Rache fürchteten, besuchte er noch denselben Tag, und als man ihm rieth, doch nun seine Feinde zu züchtigen, antwortete er: „Ich will alles vergessen, ich will alles verzeihen; und kann man wohl diesen Leuten ihr Betragen mehr verargen als einem Rasenden, wenn er zuschlägt, und als einem Verrückten, wenn er unbekleidet umherläuft?" — Einige tadelten ihn deshalb und meinten, seine gutgesinnten Unterthanen würden sich darüber ärgern, wenn seine Feinde so ungestraft davonkämen. „Meine Siege," erwiederte er, kommen von Gott, und da er mir vergiebt, obgleich ich es nicht verdiene, so will ich auch meinen Unterthanen vergeben." Seine schönste Regierungshandlung war das Edict von Nantes (1598). Dadurch gab er den Reformirten, denen er im Herzen immer zugethan blieb, völlige Religionsfreiheit und das Recht, alle Ehrenstellen zu bekleiden. An den meisten seiner trefflichen Verordnungen hat vielen Antheil sein braver Minister, der Herzog von Sully, der zugleich, was bei Fürsten so selten
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